Bisher fand ich weder eine Veröffentlichung über einen weiteren Fall dieser Art, noch über die mögliche Bedeutung bzw. Funktion dieser Strukturen.
Die Anhänge, die nur bei Männchenpuppen auftreten und vor der Imaginalhäutung degenerieren, sind nach wie vor rätselhaft. Daher möchte ich hier mal wieder darauf hinweisen: Vielleicht hat ein Ameisenhalter oder einer der Händler bei den vielen inzwischen unter Beobachtung stehenden Arten so etwas gesehen?
Sowohl Pseudomyrmecinen (Tetraponera, Pseudomyrmex) als auch Leptothorax-und Temnothorax-Arten werden ja gehalten.
Erstes Beispiel und Beobachtung durch R. D. Schumann bei zwei Temnothorax-Arten aus Mexiko (damals gehörten sie noch in die Gattung Leptothorax, Untergattung Macromischa):
Ralf D. Schumann (1992): Peculiar appendages in male pupae of Leptothorax subditivus (Wheeler) (Hymenoptera: Formicidae). - Psyche 99:185-188.
http://psyche.entclub.org/pdf/99/99-185.pdf
Da im pdf nur ein Übersichtsbild suboptimal wiedergegeben wird, neben zwei EM-Aufnahmen, kopiere ich zwei Tafeln mit besseren Bildern hier ein.
Oben links: Puppen von Männchen, Gyne und Arbeiterin; rechts: Arbeiterin und Gyne vergrößert: Sie tragen keine ungewöhnlichen Anhänge. Unten links: Männchenpuppe von schräg hinten. Bei X ist der Hinterbein-Anhang zu sehen. Mitte: Der Anhang vergrößert.
Männchenpuppen von T. subditivus. X kennzeichnet die Anhänge an den Hinterbeinen. Sie legen sich nach ventral und vorn um die hellgrauen Flügelanlagen herum.
Zweites Beispiel Tetraponera binghami in Malaysia (war zunächst als Tetraponera near attenuata bestimmt worden):
Männchenpuppe von dorsal und lateral. Zwei paarige Aussackungen der Puppenhaut sind gekennzeichnet: 1= über den Flügelgelenken, 2= über den Hinterbeinen.
Oben: Hinterbein einer Männchenpuppe. Die Aussackung beginnt an der Coxa und erstreckt sich nach außen-hinten entlang des Femurs. Man sieht hier deutlich, wie die Exuvialflüssigkeit den Raum zwischen der Puppenhaut (inkl. Cuticula) und der Körperdecke des adulten Tieres ausfüllt. Auch die Aussackung scheint von Exuvialflüssigkeit erfüllt zu sein.
Unten zum Vergleich: Die Puppe einer Gyne hat keine derartigen Anhänge.
Es sind sicher kein besonders „wichtigen“ Befunde, aber sie zeigen, dass die Welt der Ameisen noch immer zahllose merkwürdige und bisher unerklärliche Facetten aufzuweisen hat. Man muss nur genau hinsehen, und etwas Hintergrundwissen haben, damit einem solche Besonderheiten auffallen!
MfG,
Merkur