Zu den Wechselkröten im Roßberg (Beitrag von Steffen Kraus)
Hier zunächst ein
Zeitungsartikel vom Februar 2016:
http://www.echo-online.de/lokales/darms ... 670930.htm Nachdem man vor wenigen Jahren noch erfuhr, dass die Odenwälder Hartsteinindustrie die Absicht habe, auch die den eigentlichen Abbau umgebenden Abraumhalden noch auf brauchbaren Basaltschotter durchzuarbeiten, steht nun also die Verfüllung auf dem Plan.
Hier habe ich mal ein Luftbild aus Google Earth kopiert und etwas nachbearbeitet, damit man sich eine Vorstellung machen kann:
- Der Roßberg (aus Google Earth)
Es ist ein riesiges Loch, der höchste angezeigte Punkt im SW ist auf 262 m, die Grubensohle bei 142 m. Die umgebenden Orte (im NW Roßdorf, im SO Reinheim, Stadtteil Zeilhard) liegen um die 200 m hoch. Abgebaut wurde der aus Säulenbasalt bestehende Förderschlot des ehemaligen Roßberg-Vulkans. Ein lauter, staubender Steinbrecher hat das Material u. a. zu Eisenbahnschotter zerkleinert.
Was rings um den Krater wie Wald aussieht, ist hauptsächlich ein dorniger, kaum durchdringbarer Robinienbestand, nach links ist eine
Weinbergsfläche, ansonsten umfasst die Umgebung hauptsächlich Ackerland.
Auf den Abraumhalden im O habe ich ca. 1985 (neu zugezogen, Umgebung erkundet) sogar ein Nest von
Polyergus rufescens und eines von
Tetramorium sp. mit der parasitischen
Strongylognathus testaceus entdeckt. Im Steinbruch war ich nie: Von oben sind die Wände zu steil, und die Zufahrt ist außerhalb der Betriebszeiten abgesperrt.
Nun zu den Wechselkröten: Es gibt meines Wissens in der näheren Umgebung keine geeigneten Laichgewässer und kaum geeignete Lebensbedingungen für die jungen bzw. adulten Kröten. Die Population unten im Steinbruch dürfte isoliert sein. Laichwanderungen dürfte es nur auf kurze Entfernung innerhalb des Steinbruchs geben.
Wie die Wechselkröten dorthin gelangt sind, ist mir rätselhaft. Künstliche Ansiedlung möchte ich nicht ausschließen. (Es ist Spekulation meinerseits! Evtl. kann Steffen Kraus mehr dazu sagen).
Schutz der Wechselkröten-Population wäre selbstverständlich dennoch anzustreben.
Umsiedlung halte ich für kaum praktikabel:
In dem lockeren Geröll in der Umgebung der paar Tümpel am Grund des Steinbruchs dürfte es aussichtslos sein, einen nennenswerten Teil der Population einsammeln zu können. Man denke daran, dass neben den adulten Kröten eine mehrfach größere Zahl von jungen, kleinen bis winzigen Kröten aufgefunden werden müsste, denn die sind die Zukunft der Population!
Hinzu kommt das Problem des WOHIN? – Vielleicht wäre an die wegen ihrer Fossilien ohnehin als UNESCO-Welterbe geschützte Grube Messel zu denken. Ob die Wechselkröte dort bereits lebt, kann ich nicht sagen. Vor Jahren, als wir uns erfolgreich bemühten, die Grube vor der Verfüllung mit Müll zu retten, fand ich dort sogar Kammmolche; ein Zeichen dafür, dass das Gelände für Amphibien geeignet ist. – Auch wenn man nur einen begrenzten Teil der Roßberg-Population umsetzen könnte, haben die Tiere ja die Möglichkeit, sich zu vermehren, wenn das Umfeld passt.
Eine Alternative, oder auch ein paralleles Vorgehen, könnte es sein, die im o.g. genannten Zeitungsartikel erwähnte Verfüllung so schonend vorzunehmen, dass immer Teilbereiche über ein paar Jahre unangetastet bleiben, und dass immer Laichtümpel vorhanden sind, notfalls mit Folienbecken.
Zuständig für den Schutz der Wechselkröten ist das Landratsamt Darmstadt-Dieburg als Untere Naturschutzbehörde. – Es könnte sein, dass man dort bereits um das Vorkommen weiß!
Zufällig war der ehemalige Leiter der Unteren Naturschutzbehörde einer meiner akademischen Schüler, hat unter meiner „Anleitung“ seinen Doktortitel erworben (Jetzt ist auch er bereits im Ruhestand. Man merkt, dass man alt wird!). Immerhin könnte ich ihn kontaktieren. Vielleicht lässt sich damit etwas erreichen!
MfG,
Merkur