Auf der Egger-Alm in den Karnischen Alpen (A-I)

Auf der Egger-Alm in den Karnischen Alpen (A-I)

Beitragvon Boro » Donnerstag 19. September 2019, 17:28

Nach der argen Enttäuschung über das vernichtete Wespennest (viewtopic.php?f=30&t=1619&start=20 ), sind wir die abenteuerliche Straße bis auf die Egger-Alm gefahren. Eine Alm in den Karnischen Alpen (Grenzgebirge Österreich-Italien), etwa 1400 m Höhe, in W-O-Richtung, Bezirk Hermagor. Heute für den Fremdenverkehr erschlossen, eine Ansammlung von etlichen Häusern und Hütten, zum Glück konnte ich keine größeren Bausünden feststellen. Es gibt keinen Strom, aber Viehzucht und eine Käserei, die eigenständig Produkte erzeugt. Im Bereich des Almbodens sind alle Wiesen abgeweidet, am 17. Sept. war das Vieh zum größten Teil bereits im Tal. Mit meiner Nichte und ihrem Mann unterwegs, haben wir uns die gut besonnte Nordseite des Talkessels ausgesucht. In mehrstündiger Wanderung wurde die Insektenfauna untersucht und zahlreiche Belegproben mitgenommen.

Gesamteindruck: Vielleicht wegen der fortgeschritteten Jahreszeit eine eher geringe Artenvielfalt. Die nach Süden abfallenden Hänge trocken, teilweise über Kalk mit Karsterscheinungen (Karren, Schlucklöcher). Der umgebende Wald besteht aus Fichten und Lärchen, Laubbäume sind ganz selten. Eigentlich sollte hier das Buchen-Optimum vorherrschen, aber die Bauern haben seit Jahrhunderten die Buche weitgehend vernichtet und durch die Fichte ersetzt. Eine einzige Buche habe ich gefunden, ein alter, knorriger Baum mit einem geschätzten Alter von gut 200 Jahren und ein paar verbissene Jungbäume. Totholz reichlich vorhanden, vor allem Baumstrünke.
Wetter: Entgegen der Vorhersage mit wechselhaftem Wetter und einigen Schauern wegen einer durchziehenden Kaltfront, vorm. fast wolkenlos, nachm. ein paar Wolken bei etwa 22°C

Folgende Ameisenarten wurden gefunden: Manica rubida, Myrmica cf. sulcinodis (Beleg leider entkommen), Tetramorium sp. (vermutlich T. alpestre), 1 Exemlar Camponotus herculeanus od. ligniperda (im Freiland schwer zu unterscheiden), Nester von L. niger (teilw. zahlreich und in Pultnestern), 1 Nest L. platythorax, Lasius fuliginosus auf Larix, Formica lemani, Formica rufibarbis (auf 1500 m, bisher höchster Nestfund f. Kärnten), zahlreiche Nester von Waldameisen, Formica aquilonia, Formica cf. aquilonia. Deshalb "cf", weil die Art schwer von F. polyctena abzutrennen ist, noch dazu gibt es von beiden Arten Hybriden (Seifert 2018:325). Die Obergrenze der vertikalen Verbreitung bei F. polyctena ist nicht geklärt, in den Alpen könnte sie bei 1200 m liegen (Seifert). Allein die Behaarung an der hinteren Kopfkontur ist oft nur in wenigen Fällen eindeutig (auch bei Belegen von anderen alpinen Bereichen von Kärnten). Bei einer Belegserie von ca. 10 Individuen kann man oft nur bei 1, 2 Exemplaren winzige Haarstummel an den Hinterhauptsecken erkennen, andere Individuen haben hier keine Behaarung, schon gar nicht bis zu den Augen! Daher Formica cf. aquilonia. Formica sanguinea
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Dateianhänge
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Die Egger-Alm Nordseite 1400 m, Untersuchungen bis 1500 m
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Blick nach Osten mit Poludnig 1999 m
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Blick nach WSW mit Rosskofel (2239) und weiteren 2000-ern im Hintergrund
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Lasius niger schwärmt, 2 Monate später als im Tal!
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Glockenblume, viele Blüten gibt es nicht mehr
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Ein abgeflogener und ausgebleichter Bläuling
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Auch die ausgebleichte Unterseite der Flügel ist für die Bestimmung nicht hilfreich
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Eine wunderschöne Distel-Blüte (Cirsium sp.)
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Die Kühe rühren diese Pflanze nicht an, ich würde sie auch stehen lassen (Tollkirsche, Atropa belladonna)
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Auch stark ausgebleicht, vermutlich das Gr. Ochsenauge
Boro
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Re: Auf der Egger-Alm in den Karnischen Alpen (A-I)

Beitragvon Boro » Donnerstag 19. September 2019, 17:43

Fortsetzung
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Die Hummel nützt die letzten Blüten
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ebenso
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Ein Polistes-Nest. Ohne darauf sitzende Wespe hätte ich es übersehen. Das hat viele Regengüsse und Gewitter überstanden, an einem kleinen Stein fast in Bodenhöhe; ein paar Zellen waren noch verschlossen
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Der Rolf Witt konnte mir bei der Bestimmung nicht eindeutig helfen. Aber wir haben Reber im Forum......
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Warum soll ein Parasol nur den Menschen schmecken? Camponotus herculeanus oder ligniperda
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Formica rufibarbis
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Manica rubida, nur wenige Nester an einem Wegaufschluss
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Endlich ein mächtiges Nest von Formica cf. aquilonia
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Formica lemani, öfter einzelne Individuen gesehen, aber nur 1 Nest (Unterstein-Nest) gefunden
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...und noch ein wunderschöner Enzian!
Boro
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