In Heft Nr. 2 / 2023 (Juni 2023) wird über wertvolle Beobachtungen zur Lebensweise von
Temnothoax affinis und
T. nylanderi berichtet. Der Autor, P. Kott, hat nahe Köln in seinem Hausgarten beobachtet und fotografisch dokumentiert, wie eine Arbeiterin von
T. affinis auf einem Efeu-Blatt eine Deckel-Schildlaus vom Substrat abhebelt, die Laus unter dem Deckel hervorzieht und abtransportiert. Bei der Schildlaus (
Aspidiotus hedericola) handelt es sich um eine in jüngerer Zeit aus Südosteuropa zugewanderte Art.
- T. affinis erbeutet Schildlaus
Eine weitere Arbeiterin von
T. affinis konnte auf einem Feigenblatt beobachtet werden, wie sie den Köcher einer Sackträger-Motte aufnagte.
T. nylanderi, eine v.a. in hohlen Eicheln oder Haselnüssen etc. nistende Art, wurde an einer Ziegelmauer beobachtet, in der sie ein Bohrloch mit 8 mm Durchmesser bewohnte. Nach Entfernung von Efeubewuchs an der Mauer sind die Tiere dort eingezogen und haben innerhalb eines Tages die viel zu große Öffnung zugemauert. Als Material wurde anscheinend auch Spinnen-Seide (?) und/oder pflanzliche Haare verbaut. Das Volk verblieb für zumindest einen Monat in dem Nest.
- T. nylanderi, Nesteingang
Die Beobachtungen halte ich für besonders wertvoll, da man über die Ernährung der
Temnothorax-Arten im Freiland fast nichts weiß. Zu beobachten ist häufig das Auflecken von Honigtau z. B. von Blattoberflächen, während diese Ameisen jedoch keine Pflanzenläuse direkt besuchen. Auch das Eintragen kleinster Arthropoden ist beschrieben, doch meines Wissens wurde noch nie die in dem Artikel gezeigte Erbeutung von Schildläusen beobachtet.
Man kann in der heimischen Ameisenfauna noch immer Neues entdecken, was in der Formikar-Haltung verborgen bleibt!(Alle Bilder vom Autor P. Kott)
MfG,
Merkur
