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Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Samstag 10. Mai 2014, 15:09
von Boro
Camponotus herculeanus ist eine sehr frostharte Art (vgl. SEIFERT, S. 263) und tritt in den Alpen vorwiegend als "Gebirgsameise" auf, während sie in Mitteldeutschland ab 300 m aufwärts anzutreffen ist. In den Südalpen habe ich sie bisher nur im Gebirge gefunden, während C. ligniperdus den Verbreitungsschwerpunkt in den Niederungen hat.
Ihre Nester sind fast nur in Holz angelegt, in liegendem u. stehendem Totholz. Die Art befällt aber teilweise auch frisches Holz der Fichte.
C. herculeanus wird häufig mit C. ligniperdus verwechselt. Tatsächlich unterscheiden sich beide Arten recht deutlich in der Färbung, aber das reicht in Einzelfällen nicht immer: http://ameisenwiki.de/index.php/Camponotus_herculeanus
Es gibt auch Unterschiede im Körperbau, jener v. C. herculeanus ist im Vergleich mit C. ligniperdus etwas gedrungener u. die Beine sind im Vergleich zur Körperlänge etwas kürzer. Die Arbeiterinnen beider Arten sind deutlich polymorph, die imposanten Majore entsprechen aber nicht einer "Kriegerkaste". Bei der Abwehr von Feinden od. bei der intraspezifischen Auseinandersetzung werden aber bei allen Camponotus-Arten (auch bei den kleinen Arten) fast ausschließlich die Majore eingesetzt, was rein funktionell betrachtet einer teilweisen Funktion als "Krieger" entspricht.
Leider habe ich diesmal nur Fotos von mäßiger Qualität, weil damals noch eine Bridge-Kamera zur Einsatz kam. Bei Gelegenheit werden sie durch bessere Bilder ersetzt!

Re: Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Sonntag 11. Mai 2014, 09:07
von Boro
Hier schnell zwei etwas bessere Bilder:

Re: Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Donnerstag 28. August 2014, 14:19
von Boro
So, da haben wir endlich ein paar gute Aufnahmen einer C. herculeanus-Gyne. Die Aufnahmen wurden im Juni am Rand der Julischen Alpen gemacht (Nähe Weißenfelser Seen/Laghi di Fusine) bald nach der Grenze A/I.

Re: Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Dienstag 25. Juli 2017, 08:40
von Boro
Schöne Jungkönigin: Camponotus herculeanus (Foto: Roman Borovsky)

Re: Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Sonntag 16. Juni 2019, 14:02
von Boro
Phoridae im Anflug!
Am 19. April 2018 habe ich einen Beitrag gepostet, der den Angriff parasitischer Phoridae auf Camponotus vagus zum Inhalt hatte: viewtopic.php?f=48&t=370&p=15692&hilit=Camponotus+vagus&sid=8660cd76c3c8f611d79e93c62b14d24c#p15692
Diese Fotos im letzten Beitrag zu C. vagus sind von sehr mäßiger Qualität, trotzdem wieder aktuell: Vorgestern bekam ich Fotos eines Kollegen vom hiesigen Naturwiss. Verein, die offensichtlich Attacken von Buckelfliegen (Phoridae) anlässlich einer intraspezifischen Auseinandersetzung bei Camponotus herculeanus zeigen. Eine ausgedehnte Kriegshandlung bei C. herculeanus konnte ich vor vielen Jahren selbst beobachten, auf einer fast 30 m langen Strecke waren nur tote oder kämpfende Arbeiterinnen der gleichen Art zu sehen. Eine militärische Auseinandersetzung dieser Größenordnung blieb bisher eine einzigartige Beobachtung. Territorialstreitigkeiten bzw. Nahrungskonkurrenz sind wohl die Ursachen. Bemerkenswert immerhin, dass ausschließlich Majore zum Einsatz kamen, was auf eine funktionelle Spezialisierung hindeutet. Auch die folgenden 4 Fotos zeigen nur Majore. Üblicherweise greifen Phoridae die Ameisen von hinten an und versuchen mit ihrem Legebohrer ein Ei zwischen die Segmente des Hinterleibes zu deponieren: https://www.ameisenwiki.de/index.php/Phoridae
Jetzt bleibt aber die Frage: Was suchen die Fliegen auf den Köpfen der Ameisen? . Vielleicht weiß da ein Experte eine Erklärung. Auf einem Foto erkennt man immerhin die Aktivität der Fliege auf der Gaster einer Ameise.
L.G.

Re: Camponotus herculeanus

BeitragVerfasst: Mittwoch 13. März 2024, 19:24
von Boro
Anlässlich der Mitwirkung an einem "Insektencamp" in einem Naturschutzgebiet im Land Salzburg hat Sohn Roman ein paar gute Fotos gemacht. Ich finde, dass die hier gezeigten Individuen von Camponotus herculeanus einen hohen Rotanteil an der Pigmentierung zeigen, den man sonst kaum sieht. Angeblich soll es auch Hybriden zwischen Campontus herculeanus und C. ligniperda geben. Jedenfalls sind mir in der Vergangenheit dunklere Individuen in Erinnerung. Es zeigt aber, dass in diesem Fall die Bestimmung schwierig ist und sich vor allem auf die Behaarungsmerkmale beschränken muss. Fotos: Roman Borovsky