Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Donnerstag 29. September 2016, 10:05

Für Polyergus rufescens war bei uns heuer ein schlechtes Jahr: Die häufigen Niederschlage während des Sommers (insbesondere am Nachmittag und Abend) haben einen guten Teil der Raubzüge verhindert. Bei Regenwetter gibt es auch bei höheren Temperaturen prinzipiell keine Raubzüge, bei einsetzendem Regen während eines Raubzuges wird dieser abgebrochen. Andererseits konnten sich zahlreiche im Einzugsgebiet v. Polyergus befindliche Serviformica-Nester "erholen" und die Zahl der nestbewohnenden Arbeiterinnen wieder aufstocken. Vielleicht nützt dieser Zustand Polyergus im nächsten Jahr...
Mit Sohn Roman konnten wir in diesem Jahr nur ein bisher unbekanntes Nest anlässlich zahlreicher Exkursionen entdecken, es handelte sich aber um einen regionalen Erstfund. Auch wenn die Art selten bzw. nur schwer zu entdecken ist (außer man trifft zufällig auf einen Raubzug!), so kann man beim Fund eines Nestes mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich im weiteren Umfeld mindestens ein weiteres Nest befindet. Das hat mit der bevorzugten Methode der Nestgründung zu tun, indem begattete Gynen der Art mit Vorliebe den Raubzügen (meist des eigenen) Nestes folgen und nach dem Überfall auf das Wirtsnest in dieses eindringen, wobei das angerichtete Chaos die Nestübernahme sehr erleichtert.
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Boro
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Freitag 30. August 2019, 14:05

2019 ist bald „Geschichte“
Polyergus rufescens beendet bei uns die aktive Phase in den letzten August- oder ersten Septembertagen und zieht sich bald darauf für etwa 9 Monate in tiefere Nestbereiche zurück. Die lange Ruhephase ist durch die Witterung vorgegeben bzw. durch die fehlende Verfügbarkeit von Arbeiterinnen-Puppen der Serviformica spp.
Die letzten Raubzüge weisen oft eine geringere Dynamik auf:
1. Mitunter wird nicht mehr die volle Truppenstärke aufgeboten, ein Teil der Amazonen verbleibt offensichtlich im Nest.
2. Die geschlossene Marschordnung wird weniger exakt eingehalten.
3. Häufig kommt es zu Orientierungsschwierigkeiten, die Marschordnung löst sich vorübergehend auf, zahlreiche Individuen laufen in alle Richtungen auseinander, bis sich schließlich wieder die Ordnung formiert.
4. Mit einer plausiblen Begründung für diese Verhaltensänderung kann ich nicht dienen. Sind die Pfadfinder inzwischen „überfordert“ oder sind erfahrene Tiere ausgefallen? Macht sich allgemeine „Erschöpfung“ nach den aufreibenden Raubzügen und einigen Scharmützeln bemerkbar? Ist der Einsatz zahlreicher Jungtiere (erkennbar an der etwas helleren Färbung und einer orange-roten Gaster) dafür verantwortlich?
5. 2019 war nach 2018 ein schlechtes Jahr für die Produktion von Geschlechtstieren (vor allem Weibchen), der Mai war zu kalt.
Die Art ist in Kärnten laut H. C. Wagner (Die Ameisen Kärntens, 2014) stark gefährdet. Ich beabsichtige im nächsten Jahr eine neue Verbreitungskarte der Art für Kärnten zu erstellen. Dabei bin ich auf Hilfe einiger sehr engagierter Mitglieder des Naturwiss. Vereins angewiesen. Allein könnte man das kaum bewältigen, da die Suche nach Nestern extrem zeitaufwändig und schwierig ist. Viele Nester sind nur kurzlebig, die eigene Art sorgt für deren Vernichtung aus Konkurrenzgründen. Ein einziges Nest wurde bekannt, das gewaltige Dimensionen aufwies, vorübergehend wurden an die 2000 Amazonen grob gezählt. Trotz späterer Rückschläge existierte es mindestens 15 Jahre (!), bis offenbar die Königin starb.
Auch andere bei uns geschützte bzw. bedrohte Arten sollen in die Neubewertung (auf Basis von H. C. Wagner, 2014) einbezogen werden:
viewtopic.php?f=31&t=264&p=10778&hilit=Tierschutzverordnung&sid=4ae238ccfc65dad694230df787c744ce#p10775
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DSC04406.JPG
Das war einer der letzten Raubzüge, bald kehrt Ruhe ein
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Phil » Mittwoch 8. Juli 2020, 09:57

Hier ist eine lustige Beobachtung für Boro:
Bei einem Raubzug habe ich, zunächst ohne es zu merken, einen myrmekophilen Käfer photographiert der auf einer Larve von Fomrica cunicularia saß. Vermutlich handelt es sich um Hetaerius ferrugineus (danke an kerbtier.de).

poly2.jpg


Grüße, Phil
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Mittwoch 8. Juli 2020, 10:16

Hallo Phil!
Sehr nett von dir, danke! Das Foto erinnert mich an Aufnahmen von Sohn Roman aus dem Jahre 2014 in einem Nest von Lasius flavus. Ich weiß nicht mehr, wer zur Bestimmung beigetragen hat, da sollte es sich um Claviger testaceus handeln.
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Samstag 13. August 2022, 18:59

Seit gestern 12.08.2022 konnte ich einen Nestumzug eines P. rufeszens Nests beobachten. Heute am 13.08. konnte ich beobachten wie einzelne Amazonen sich am Umzug beteiligen, immer wieder zum alten Nest zurückkehrten, und Hilfsameisen zum neuen Neststandort brachten. Interessanterweise trugen sie nur Hilfsameisen und keine Kokons.

Amazone trägt Hilfsameise vom alten ins neue Nest:

DSCN9073.JPG

DSCN9075.JPG


Anbei Links zu zwei Videosequenzen:
1.
https://www.youtube.com/watch?v=hkmVBTrHOhE

2.
https://www.youtube.com/watch?v=iCTEPnxr5mU
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Sonntag 14. August 2022, 19:28

Tag 3 (14.08.2022) des Nestumzugs. Die Kolonie zieht vom Gartenzaun an einen trockeneren Standort in meinem Garten der ca. 3 m vom alten Standort entfernt ist. Morgens zw. 08:00 und 09:00 Uhr beobachte ich wie die ersten Hilfsameisen sich zum alten Nest aufmachen und Nestgenossinnen, Amazonen und Kokons zum neuen Nest bringen. Der Umzug verläuft über den ganzen Tag. Genen Abend dann der erneute zusätliche Einsatz der Amazonen die sich am Nestumzug beteiligen. Am heutigen Tag sind es allerdings viel mehr als am Tag zuvor und es werden neben Hilfsameisen auch Kokons getragen. In einem Fall konnte ich auch erkennen wie eine Amazone eine Amazonen Nacktpuppe trug (Bild leider unschaf). Leider konnte ich aufgrund von Abwesenheit nicht beobachten, ob der Einsatz wie ein Raubzug auf den alten Neststandort verlief.
Am häufigsten wurden die Hilfsameisen an Mandibeln nach Formica Manier getrage; zumindest sah es danach aus. Auf manchen Fotos erkenne ich nicht genau wer sich an wem, wie und wo festkammert. Daneben gab es aber auch allerhand weiteres seltsame Tragevarianten.

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Amazone trägt Amazonen Nacktpuppe

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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Montag 15. August 2022, 16:04

Tag 4 (15.08.2022) des Nestumzugs. Um ca. 16:40 starten die Amazonen einen Raubzug gegen den vorherigen Neststandort. Man kann gegen Ende des Videos - ab ca. 08:00 min - sehen, wie Amazonen die Hilfsameisen aufnehmen:

https://www.youtube.com/watch?v=kXRTzhrsGrY
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Freitag 26. August 2022, 17:43

Vor einigen Jahren erwähnte Boro in einem seiner Beiträge im Ameisenforum die dunklen Farbvarianten der Amazonen. Kleine Amazonen erscheinen in der Regel dunkler. Hier ein paar Fotos der seltener anzutreffenden dunkler gefärbten Amazone von "normaler" Größe im Vergleich zu einer rötlich gefärbten Schwester:

DSCN9620s.jpg

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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Samstag 27. August 2022, 15:07

Hier, in einem Bild von 2014, wollte ich mal die Farbunterschiede von Arbeiterinnen verschiedener Größe im Vergleich zu einer Intermorphe und einer Gyne zeigen.
In meinem Beitrag vom Freitag 26. August 2022, 18:43 fehlen Größenangaben; "normale Größe" ist da ja etwas vage formuliert. Also die Arbeiterin in dem genannten Beitrag war von mittlere Größe :-D

DSCN3429s.jpg


Da ich meinen Beitrag vom 26.08.22 nicht mehr editieren kann, möchte ich die Verlinkung zu Boros damaligen Beitrag im ameisenforum.de hier verlinken. Er hatte damals ein Bild gepostet das nicht mehr im Forum erhalten ist; vielleicht kannst Du Boro es hier nocheinmal hochladen:

Link zu Boros Beitrag:

https://ameisenforum.de/raubzuge-der-am ... ml#p326728
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Sonntag 28. August 2022, 11:03

Hallo Radiergummi!
Ob ich die Fotos zum damaligen Beitrag im ameisenforum noch finde? Da müüste ich länger suchen.......................................
Aber der Hinweis auf sehr dunkle, mitunter fast schwarze Polyergus rufescens-Arbeiterinnen ist auf jeden Fall sehr bemerkenswert. Ich habe trotz zahlloser Nestbeobachtungen so dunkle Individuen sehr selten gesehen. Die Farbe ist für mich aus einem anderen Grund interessant: In Russland gibt es eine weitgehend schwarz gefärbte Spezies: Polyergus nigerrimus, weiter im Osten - vor allem - in Ostasien gibt es eine weitere schwarz gefärbte Polyergus sp.: P. samurai. Wer sagt denn, dass das seltene Auftreten von sehr dunklen Exemplaren bei uns nicht eine "biologische Erinnerung" an eine sehr lange zurückliegende gemeinsame Entwicklung in Eurasien darstellt? Etwaige Krankheiten dieser dunklen Exemplare müsste man aber vorher ausschließen! Übrigens treten bei Gynen von Polyergus rufescens auch Exemplare mit einem relativ hohen schwarzen Pigmentanteil auf. Dazu gibt es irgendwo ein Foto von mir.
L.G.
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Sonntag 28. August 2022, 13:35

Hallo Boro,

ich liebe es ja immer wenn du Einwände hast und die Dinge aus einem Winkel betrachtest bei dem der Nachweis extrem schwierig ist, z.B. Farbvariation auf Grund von Krankheiten. Vielleicht war ja die Larve bereits erkrankt oder die Metamorphose beeinträchtigt worden, etc... Deine Skepsis ist aber berücksichtigt. Ich meinerseits bin gegenüber der Beschreibung von P. nigerrimus gänzlich skeptisch und würde gerne außer den morphologischen Beschreibungen einen molekularen Beweis sehen, der diese "cold war" ant als eigenständige Art definiert. Woher können wissen, dass P. nigerrimus nicht eine P. samurai oder eine P. rufescens ist, die unter gegebenen ökologischen Bedingungen, bei Formica gagates als Wirt, den kleingeratenen Habitus von P. nigerrimus annimmt? Diese Hypothese wäre viel einfacher zu überprüfen als nach Krankheiten bei einzelnen Amazonen zu suchen. Am einfachsten und überzeugensten ist aber immer noch der Beweis auf molekularer Ebene, der meineserachtens gerade für P. nigerrimus erbracht werden sollte.
LG, Radiergummi
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Sonntag 28. August 2022, 14:29

Hier haben wir eine recht dunkle Gyne, wie gesagt, die sieht man recht selten! Die Fotos sind leider nicht gut, sodass ich nicht vergrößert habe!
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Sonntag 28. August 2022, 18:24

Hallo Boro,

um auf die Hypothese einer Krankheit oder Fehlbildung der dunklen Amazone zurückzukommen, ganz normal sieht sie nicht aus. Ich habe heute ein Exemplar abgelichtet; eventuell handelt es sich um ein anderes als das von gestern.
Das Exemplar hat einen seltsamen Dorn auf dem Propodeum; dieser scheint nicht zentriert zu sein.

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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Sonntag 28. August 2022, 21:06

Hallo Radiergummi!
Jedenfalls eine interessante Fotoserie! Der dornartige Fortsatz am Propodeum ist mir zumindest noch nie aufgefallen. Aber dieses Exemplar ist wirklich sehr dunkel. Inwieweit die zwei asiatischen "schwarzen" Arten gute Arten sind kann ich nicht beurteilen. J. Trager ist bei seiner Revision der Gattung Polyergus (2013) aber offenbar davon überzeugt.
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Merkur » Dienstag 30. August 2022, 19:37

Hallo Radiergummi,

So eine Erhebung auf dem Propodeum habe ich noch nie gesehen, weder bei Polyergus, noch bei irgendeiner anderen Formicine, und ich habe mehr als 200 Ameisen verschiedener Arten mit Missbildungen in Händen gehabt!
Die erste Frage für mich wäre: Ist das ein Einzelfall, oder gibt es in dem Volk mehrere solcher Individuen? Evtl. auch unter den normal roten?
Und: Kennst Du weitere Völker, wo so etwas vorkommt?
Bei Deinen vorhergehenden Bildern ist auch bei den dunkel gefärbten keine Spur eines solchen "Buckels" zu erkennen.
So sieht das nach einer Missbildung aus, individuell, Ursache unbekannt.
Zur Färbungsanomalie: So etwas kann durch ungewöhnlichen Witterungsverlauf verursacht sein (ungewöhnliche Temperaturen zur Unzeit).
Doch das ist kaum rückwirkend zu ermitteln.

MfG,
Merkur
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Samstag 3. September 2022, 08:50

Hallo Merkur,

ich habe mal in den letzten Tagen stichprobenartig bei Amazonen in dem Garten-Nest nachgeschaut. Es scheint sich bei dem gezeigten Exemplar um einen Einzelfall zu handeln. Leider ist die Raubzugsaison schon bald zu Ende und Beobachtungen müssen aufs nächste Jahr verlegt werden.

Beste Grüße, Radiergummi
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Teleutotje » Samstag 3. September 2022, 09:23

Boro hat geschrieben:J. Trager ist bei seiner Revision der Gattung Polyergus (2013) aber offenbar davon überzeugt.


Hallo. Ich habe es mal angesehen.... Better in English. Trager has commented on the colour-forms of P. rufescens, darker and heller forms. It is usual in this species. But there are East-West color differences and North-South pubescence differences. Strange...
The two other species are real species, totally other species-group.
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Samstag 3. September 2022, 14:21

Ja, Radiergummi hat recht! Ich war am 30. August am Nachmittag bei einem "verlässlichen" Nest Polyergus x Formica fusca. Es hatte 28°C und es war schönes Wetter. Außer den Sklavenameisen war am Nest niemand aktiv, da herrschte schon völlige Ruhe! Eine einzige Amazonenameise hat einmal kurz aus dem Nest geschaut, das war alles. Möglicherweise hat der warme Sommer mit zahllosen Raubzügen den Amazonen "alles" abverlangt. Das muss natürlich nicht für alle Nester gelten, aber wohl für die meisten. Brut gab es damals bei Serviformica sp. noch genug. Trotzdem soll es ein paar Abschiedsfotos geben. Sohn Roman war im Juli für ein paar Tage bei einem Insektencamp in Niederösterreich (Leiser Berge) und hat ein paar Fotos gemacht!
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Zur Demonstration ihrer Waffen kurz in der Hand gehalten
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Radiergummi » Donnerstag 13. Juli 2023, 20:04

Gründung:

Fund einer Serviformica Gyme am 26.06.2022. Die Gyne hatte Probleme bei der Gründung; es wurden keine Eier gelegt.
20220626_DSCN8964_b.JPG

Die Gyne wurde gepuscht mit Kokons aus verschiedenen Serviformica Nestern, da mir nicht eindeutig war, ob es sich um eine F. rufibarbis oder eine F. cunicularia handelte. Bild vom 07.08.2022. Das Nest sollte als Wirtsnest zur Gründung einer P. rufescens Kolonie im Folgejahr dienen.
20220807_DSCN9012_b.JPG

2023 nach Winterruhe bis 12.07.2023: Die Serviformica Gyne legt Eier und es werden Larven hochgezogen; diese werden aber immer wieder von den Arbeiterinnen gefressen und es entwickeln sich keine Puppen.

12.07.2023 Schwarmflug und Fund einer P. rufescens Gyne um 16:45
ca. 18:00 Uhr Vergesellschaftung; P. rufescens ergreift Serviformica Gyne
20230712_DSCN8418_b.JPG

20230712_DSCN8421_b.JPG

13.07.2023 Die Gyne wurde vom "Wirtsnest" angenommen. Die Serviformica Gyne ist tot.
20230713_DSCN8443_b.JPG

13.07.2023 Die Kolonie wird mit ersten Kokons gepuscht
20230713_DSCN8447_b.JPG
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Re: Die Amazonenameise Polyergus rufescens

Beitragvon Boro » Freitag 14. Juli 2023, 09:37

Hallo Radiergummi!
Zuerst einmal danke für deine immer wieder interessanten Beiträge!

Ich habe ja sicher durch 15 Jahre Polyergus-Nester künstlich aufgezogen, oft mehr als 1 Nest pro Jahr. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen:

1. Die Aufzucht war vor allem mit F. fusca (weniger aggressiv!) erfolgreich, aber nur mit wenigen frisch geschlüpften Hilfsameisen, deren Bestand ich dann immer wieder erweitert habe. Die Zugabe von zu vielen ausgereiften Hilfsameisen kann zur gegenseitigen Aggression führen, oft tötet die Jungkönigin dann zahlreiche Arbeiterinnen. Mit jungen Tieren, am Anfang nur etwa 10 Stück gab es nie Probleme, es geht hier ja zuerst um die Ernährung der fremden Königin, die diesbezüglich hilflos ist.
2. Das Mischen von zugeführten Puppen kann dann bei den adulten Hilfsameisen zu interspezifischen Problemen führen. Das würde ich so nicht machen, auch F. cunicularia können sich mit F. rufibarbis nicht vertragen.
3. Aber auch die mitunter in großer Zahl vorhandenen Hilfsameisen können (nur in der Gefangenschaft??) gegen jung geschlüpfte Amazonen aggressiv werden und diese oft töten. Das würde heißen, dass die Hilfsameisen trotz längerer Verweildauer als Puppen oder Adulte im gleichen Nest die jungen Amazonen an deren Eigenduft erkennen.
4. Ich habe alle neuen Nester in geeignete Habitate der gleichen Region freigesetzt, wobei die Zahl der Hilfsameisen mindestens 400-500 bestragen musste.

Deine Serviformica-Gyne ist wahrscheinlich eine cunicularia. Auch wenn die Farbpigmentierung nicht unbedingt für die Bestimmung reicht, so weisen rufibarbis-Gynen fast immer einen höheren Anteil an roter Färbung und am Mesonotum ein rötliches Viereck auf. Dass die Amazonen-Gyne diese Königin gleich töten wird, war vorauszusehen, auch wenn ich über ein Foto verfüge, wo eine wahrscheilich unbgegattete cunicularia-Gyne sich in einem funktionierenden Polyergus-Nest zeigt.
L.G:
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