Krabbeltierfan hat geschrieben:Das dritte Problem bei Abwesenheit, welches aus den beiden von dir genannten Resultiert. Eine große Kolonie rennt dir die Bude ein!
Vielleicht könnte ein kleines Kunstnest für die Temnothorax abhilfe schaffen, bei dem der Eingang so gelegen ist, dass er von den Raptiformica nicht gleich entdeckt/erreicht werden kann? In der Arena werden die einzelnen Arbeiterinnen ja nicht angegriffen, oder?
„Die zurückgelegten Distanzen sind beachtlich, bisher wurden etwa 50 m als Maximalentfernung angenommen (SEIFERT, S. 321), vor einigen Jahren konnte ich bereits Ende Mai einen Raubzug mit sicher 120 m Entfernung nachweisen, ich habe die Strecke extra nachgemessen (damals Bericht im alten AF).
Bei Binn im Wallis führt jenseits des tosenden Baches ein schmaler Fahrweg zum malerischen Kirchlein hinauf. Sehr wahrscheinlich ahnte kaum je ein Kirchgänger, dass sich auf diesem Strässchen jeweils im Juli während mehrerer Jahre dramatische Kriegsereignisse abgespielt haben. Längs dem Bach entlang hatten sich damals eine grössere Anzahl fusca-Kolonien häuslich eingerichtet. Auf der Bergscite wird der Pfad von einem abschüssigen Grashang begrenzt. Darüber befinden sich Gebüsche und ein verstecktes Felsband. Oberhalb dieser Felsen befand sich die Burg eines ansehnlichen sanguinea-Volkes. Die lineare Distanz von Burg zum Weg beträgt 60 m bei mindestens 20 m Höhendifferenz. Dieses Räubervolk plünderte nun ohne Unterbruch eim fusca-Nest nach dem ändern aus und dehnte seinen Aktionsradius schliesslich bis gegen das Kirchlein, das heisst bis auf eine Distanz von 170 m aus. Die erbeutete Puppenmenge war derart gross, die Gelegenheit derart günstig, der Heimweg aber jeweils derart beschwerlich, dass die Räuberinnen dazu übergingen, ihre gestohlenen Lasten nicht, wie üblich, sofort heimzuschaffen, sondern sie unter passenden Steinen auf der andern Wegseite zu deponieren und dort von einer Garnison bewachen zu lassen. Der eigentliche Heimtransport aus diesen provisorischen Depots erfolgte jeweils erst in den Abendstunden, zu einem Zeitpunkt, in welchem alle Kämpfe, der kühleren Temperatur wegen, aufhören. Ein aufmerksamer Beobachter konnte dann hunderte Puppen tragender Einzeltiere im hohen Gras bergwärts klettern sehen. Schliesslich bekamen die nie ganz leer werdenden Depots den Charakter und Rang von Ersatznestern und wurden durch den Zuzug von jungen Königinnen aus dem Hauptnest zu eigentlichen Zweignestern. Jetzt wurden die Depots nicht mehr entleert, die Erde unter den Steinen wurde ausgehoben und mit vielen Gängen durchzogen, die neu hinzugebrachtcn fusca-Puppcn nicht mehr aufgestapelt, sondern ordentlich arrangiert. Alle weiteren Details dieser 1946 und 1948 beobachteten Feldzüge sind in den Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft zu finden (R. BRUN und H. KUTTER, 1947 und 1949).
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