Wenn der Vater mit Sohn Roman unterwegs ist, gibt es immer irgendetwas Interessantes od. Spannendes zu sehen. Alle kennen Waldameisen und es ist bekannt, dass diese etwa auf Störungen aggressiv reagieren und die Ameisensäure verspritzen. Diesmal ging es um die Bestimmung einer einzelnen Formica s. str., die über den Weg lief. Sie erregte unser Interesse, weil sie nicht gleich zuzuordnen war: Einerseits fehlte der übliche dunkle Fleck am dorsalen Pronotum (u. Mesonotum), dieses Merkmal wäre für Raptiformica durchaus normal, aber die deutliche Gesichtsmaske und das Dunkel auf Hinterkopf und Gaster entsprachen eher Formica s. str. Also schnell aufgenommen - Lupe war leider keine vorhanden - und die Kamera einhändig in Stellung gebracht; der Vater war inzwischen anderweitig beschäftigt.
Die Fotos zeigen, dass der erste Eindruck in Richtung Formica s. str. und gegen Raptiformica richtig war: Der Clypeus-Vorderrand ist nicht eingebuchtet. Also F. rufa od. F. polyctena (in den Niederungen), F. truncatus wurde gar nicht in Betracht gezogen.
Behaarungsmerkmale: Das erste Bild zeigt einzelne Haare am Pronotum, die deutliche Vergrößerung bei Abb. 2 zeigt (zumindest am Original) eine deutliche Behaarung der Pronotum-Oberseite. Daher das Ergebnis: Formica rufa.
Danach ließ der Sohn die (unverletzte) Ameise am Fundort einfach fallen. Womit er nicht rechnen konnte: Eine kleine Lasius cf. niger attackierte die große v. Himmel fallende Ameise sofort! Während die Große die Kleine erledigte, eilten jedoch (sicher durch den Einsatz der Gift- bzw. Alarmsubstanzen angelockt) weitere Lasius cf. niger zum Ort des Geschehens! Und rasch hat sich die Lage geändert: Die Lasius-Arbeiterinnen haben die vergleichsweise riesige Waldameise gestreckt und schließlich getötet.
Gibt es noch Zweifel, warum Lasius niger die erfolgreichste Art in Mitteleuropa ist?