Die gestellte Frage „Einheimische oder Exoten zum Einstieg“ lässt sich so abstrakt nicht beantworten!
Ich möchte hier trotzdem einige Argumente aufzählen, die für "einheimisch" sprechen (Ausnahmen bestätigen dann wohl die Regel

).
Die oben bereits erwähnten Wünsche und Bedürfnisse des Halters werden in der Regel letztendlich sowieso den Ausschlag geben – abwägen sollte man meiner Meinung nach unabhängig davon in jedem Fall grob zwischen:
- dem Risiko für Halter und Umwelt
- der Aussicht auf Erfolg
- dem Budget
Fangen wir hinten an, beim
Budget: Auch wer sich ein Hobby grundsätzlich „leisten“ kann, muss oft aufs Geld schauen. Die Art selber macht dabei selten den Braten "feiss".
Aber man muss sich auch die Frage stellen, was die Art zusätzlich verlangt: An Futter, an Nest und Arena, an Platz, zeitlichem Aufwand und an technischen Hilfsmitteln!
In der Regel kommt man mit Einheimischen günstiger weg!
Man kann sie im Frühjahr und im Sommer gratis einsammeln und praktisch ohne technische Hilfsmittel halten. Die meisten sind keine Futterspezialisten und können – zumindest in den Anfangsjahren – von „Wiesenplankton“ und Zucker/Honig ernährt werden. Im Winter machen sie Pause, die Kolonien wachsen oft eher langsam und der Halter kann sich mit dem Wachstum der Kolonie entwickeln. Die Überwinterung ist keine Hexerei, man darf die Tiere nur nicht vergessen. Gerade Gründerkolonien können in einem Reagenzglas mit Wassertank praktisch „idiotensicher“ überwintert werden. Futter muss im Winter nicht beschafft werden. Technische Hilfsmittel (Heizungen, Luftbefeuchter etc.) sind in der Regel nicht nötig.
Erfolg: „Einsteigerarten“ haben sich bei den Tierhaltern aller Sparten etabliert. Nicht umsonst, wie ich meine! Dieses Prädikat erhalten nur die besonders zähen Arten einer Familie. Dass sie viel unvermeidlichen Anfängerfehler verzeihen, heisst natürlich nicht, dass diese Arten wirklich anspruchslos und unverwüstlich sind.
Sie kommen aber meist mit einem breiten Spektrum an klimatischen Bedingungen zu recht und nehmen unterschiedliche Nahrung und Behausung an. Sie sind also schneller zufriedenzustellen als vergleichbare Arten. Bei uns in Mitteleuropa kommen einige dieser „Generalisten“ vor.
Um Fehler zu vermeiden oder korrigieren zu können, ist es für Einsteiger wichtig, dass sie auf das Wissen von anderen Haltern zurückgreifen können. Es macht also Sinn mit einer Art zu beginnen, von der bereits einige ausführliche Haltungsberichte existieren. Und erfahrene Halter, mit denen man sich austauschen kann.
Wer ist da besser geeignet, als
Lasius niger, die Ameise von nebenan?

Bezüglich
Risiko für den Halter und die Umwelt haben schon wieder die Einheimischen Arten die Nase vorn – aber nur ganz bestimmte: Das kleinste Risiko für die Umwelt stellen Ameisen dar, die in der Nähe des Haltungsortes persönlich eingesammelten werden. Es droht weder Invasion noch Faunenerfälschung oder die Verschleppung von Krankheiten und Parasiten. Wenn der Ausbruchsschutz einmal überwunden wird, ist es meist halb so schlimm. Allfällige Geschlechtstiere kann man ohne schlechtes Gewissen am offenen Fenster schwärmen lassen.
Das hört aber schon bei einheimischen Ameisen auf, die nicht aus der näheren Umgebung stammen. Zwar ist praktisch ausgeschlossen, dass sie invasiv werden. Aber bei der Verschleppung von Krankheiten oder Parasiten und der intraspezifischen Faunenverfälschung können sie genau so viel Schaden anrichten, wie exotische Arten.
Bezüglich Risiko für den Halter sind einheimische und exotische „Schadameisen“ gleichermassen zu nennen, mir denen man grundsätzlich nicht anfangen sollte. Also Ameisenarten, die in unseren Breiten häufig als „Hausameisen“ auftreten, sich also in den menschlichen Behausungen dauerhaft festsetzen und entsprechend lästig ausfallen können. Natürlich sollte man auch nicht mit Arten beginnen, die besonders schmerzhaft stechen etc.