Polyergus rufescens in Südtirol auf 2000 m!Die vielen Informationen über
Polyergus rufescens hier im AP, vor allem von Boro, könnte man inzwischen zu einem „Sammelthread
Polyergus“ zusammenführen. Ich denke, dass dieser Beitrag eine gute Fortsetzung zu seinem Kommentar im vorhergehenden Post darstellt.
Darin vermerkt Boro u. a.:
„Die Art ist auch weiter im Süden sehr selten: Sie fehlt in Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol (einige lokale Funde), Salzburg bisher nicht belegt, Oberösterreich (ein paar historische, ein rezenter Fund). Wie die Verhältnisse im benachbarten Bayern liegen, ist mir im Detail nicht geläufig, jedenfalls sind Vorkommen aus dem Maingebiet bekannt. In Bayern ist die Art vom Aussterben bedroht.“
- In Bayern, zumindest in Unterfranken, habe ich die Art auch in jüngster Zeit noch an mehreren Orten angetroffen. Selten ist sie da allerdings durchaus, „schon immer“, und bedroht durch Veränderung der Habitate, Verbuschung oder gar Aufforstung von Trockenrasen. Bei Gambach, Nähe Karlstadt (Unterfranken) fand ich am 16. Juni
2013 ein mir zuvor nicht bekannt gewesenes Nest. Von den Tierchen zwei Bilder:

- Durch meinen Daumennagel kommt sie nicht.

- Aber autsch! Durch die Haut geht es! ;)
Der Beitrag von Boro hat mich aber an einen ganz besonderen Fund erinnert, ein Polyergus-Nest aus den Alpen, im Südtiroler Schnalstal, auf rund 2000m Meereshöhe! Laut Seifert, Buch 2018, S. 345, steigt
Polyergus in den Alpen bis auf
1500 m. Nach H.C. Wagner (2014, S. 321) ist sie in Kärnten an Trocken- und Halbtrockenrasen bis zu einer Seehöhe von
900 m gebunden.
Ich hatte das Volk in Südtirol während einer Zoologischen Alpenexkursion am 27. Juli
1991 bei Kurzras entdeckt. Eine Probe mit Arbeiterinnen und Geschlechtstieren von
Polyergus sowie ein paar Sklaven (
Formica rufibarbis, det. Seifert) hatte ich mitgenommen. Meine Alkoholsammlung habe ich 2015 an das Senckenberg-Museum in Görlitz (Kurator Dr. Seifert) gegeben, wo er die Probe jetzt auch gut finden konnte. Seiner Anregung folgend habe ich mich bemüht, die Fundstelle nach Gedächtnis und mit Hilfe von Google Earth genauer einzugrenzen.

- Die ungefähre Lage des Fundorts
Im Ausschnitt einer alten Tabacco-Karte (Berichtigungsstand 1986) habe ich den Bereich dick rot umrandet. Anhand dieser Karte hatten wir uns 1991 auf der Exkursion orientiert. GPS und Google Earth gab's da noch nicht. - Inzwischen hat sich das Wintersportgebiet erheblich vergrößert, mehr Lifte und Pisten wurden angelegt.

- Foto: Blick auf den Fundort von oben, Okt. 2014
Am 15. Oktober
2014 war ich während einer Urlaubsreise nochmals in Kurzras. Bei der Fahrt mit der Grawand-Gondelbahn habe ich dieses Bild aufgenommen (in der Karte ist es die Bahn von Kurzras zur rechten oberen Ecke). Das Nest sollte sich in dem Wiesenbereich unterhalb des Waldes ungefähr bei dem hellen X im Bild befunden haben. Kurzras liegt hier verdeckt in der rechten unteren Bildecke.
Vom Waldrand zum Bach lassen sich wallartige Erhöhungen erkennen; auf dem Kamm einer solchen Erhebung war das Nest. Eine Nachsuche
2014, nach 23 Jahren, wäre kaum erfolgreich gewesen, zumal Mitte Oktober. Google Earth zeigt in dem Bereich rund 2000 m Höhe an, mit kleinen reliefabhängigen Abweichungen. - Nahe der Grawandbahn-Bergstation liegt übrigens der Fundort vom „Ötzi“.
Das Vorkommen von
Polyergus im Schnalstal auf ca. 2000 m Höhe ist bisher unveröffentlicht; es war mir nicht klar, dass dies etwas Besonderes ist. Vielleicht findet es aber demnächst doch mal den Weg in eine Fachzeitschrift.
MfG,
Merkur