Merkur hat geschrieben:
Die neue Arbeit über ein in Dänemark entdecktes Vorkommen von Mikrogynen der Myrmica rubra verspricht im Titel „Evidenz dafür, dass die Mikrogynen Sozialparasiten sind, die alte M. rubra-Kolonien attackieren.
Die Arbeit selbst kommt dann zu dem Schluss, dass es sich dabei um einen „intraspezifischen Sozialparasitismus“ handle.
Nun ist das eine Worthülse ohne klar definierbaren Inhalt.
Sie fanden in genetischen Untersuchungen zur Identität der Tiere Verwendung.
NIPIAN hat geschrieben:Hoi,
die intraspezifische Homogenisierung ist eine These, die unter anderem in "Ecological and evolutionary consequences of biotic homogenization" - Julian D. Oldenemail, N. LeRoy Poff, Marlis R. Douglas, Michael E. Douglas, Kurt D. Fausch, TiE&E Volume 19, Issue 1, p18–24, January 2004, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.tree.2003.09.010 abgehandelt wird.
Es handelt sich dabei mitnichten um eine Worthülse, auch wenn das zwei, drei gerne, laut und ständig behaupten - und es ist bei Weitem nicht auf Ameisen beschränkt, was ebenfalls nicht von den Personen erwähnt wird. Weiterhin können problemlos die Autoren um ein Exemplar gebeten werden - der Erstautor ist in der Regel die beste Anlaufstelle. Ebenfalls kann über Bibliotheken Zugang erlangt werden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass Forschung nur dann frei ist, wenn sie staatlich finanziert ist - und nicht über ein Privatunternehmen publiziert wird; diese wollen Profit erreichen, bieten aber z.B. ein Peer Review mit allen seinen Stärken und Schwächen. Andere Vorgehensweisen gibt es ebenfalls, siehe z.B. Alternativprogramm pubmed.org .
auf diese Frage.Leider sind sowohl die Arbeit Schär & Nash als auch das Supplement nicht mehr frei zugänglich.
Auffällig ist, dass man auch in den Ameisenforen, wo ja viel über gekaufte M. rubra-Kolonien berichtet wird, seit Jahren nichts mehr über Funde dieser Form gelesen hat. – Im AF gab es mal einen Hinweis, dem ich damals nachging: Der Thread-Autor und Halter hatte mir beschrieben, wo er die Mikrogynen gefunden hatte; ich fuhr dorthin und konnte auch noch ein paar Exemplare antreffen. Sie fanden in genetischen Untersuchungen zur Identität der Tiere Verwendung.
@ Colophonius: Hast Du ihn schon angeschrieben? Hat dir Herr Seifert geantwortet?
undMeine Frage bezog sich völllig auf den intraspezifischen Sozialparasitismus
Das mit den Worthülsen im Zusammenhang mit intraspezifischen Problemen ist ja auch an anderer Stelle leider ein Problem und wird dort kritisiert.
Ach Colophonius, es fällt mir schwer dir zu glauben. Das hängt unter anderem mit deinem destruktiven Verhalten zusammen, dass du nur hier in Forum an den Tag legst,
Die Beschreibung "genetische Homogenisierung" trifft es wörtlich übersetzt zwar besser, die Wortwahl "intraspezifisch" zeigt allerdings, dass es innerhalb der Art/Spezies stattfindet. Und exakt das steht unter der Erklärung "genetic homogenization".Genetic homogenization reduces the spatial component of genetic variability within a species or among populations of a species (Box 1). It can occur through a variety of mechanisms: (i) intentional translocation of populations from one part of the range to another; (ii) intentional introductions of species outside of their normal ranges; and (iii) extirpation of local or regional faunas. Genetic homogenization is a serious but often less recognized threat to the integrity of endemic gene pools, and can have several important implications.
Es ist nach meinem Verständnis ein Begriff, der von verschiedenen Autoren mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt wird, also eine „Hülse“, eine Verpackung für unterschiedliche Inhalte. (Ganz schlimm m. E. der Fall bei „queen“, „worker“, „caste“ und weiteren fundamentalen Begriffen aus der Sozialinsekten-Forschung; hat zu vielen Missverständnissen geführt).Intraspezifischer Sozialparastismus ist keine Worthülse ohne Definition.
Das ist eine m.W. neue Definition! – Aber wie ich immer wieder zum Ausdruck bringe, sind Begriffe wie „Sozialparasitismus“ nicht „geschützt“, und jedem Autor steht es frei, sie mit eigenen Inhalten zu füllen. – Emery verstand halt darunter die Ausbeutung des sozialen Verhaltens einer Art durch eine andere (zumindest ehemals) soziale Art (wobei er die Gastameisen, Xenobionten, nicht mit eingezogen hat). – Er kannte damals noch nicht viele Arten sozialparasitischer Ameisen.Unter einem Sozialparasiten verstehen wir einen Parasiten welcher die geteilten Resourcen und kollektive Jungenaufzucht einer Kolonie miteinander (aber nicht mit dem SP!) verwandter Tiere unerkannt ausnützt um eigene Nachkommen anstelle derjeniger der “geprellten” Wirtskolonie aufziehen zu lassen.
Bei einem Teil der einschlägigen Arbeiten war ich ja beteiligt, kenne sie also. Die genetische Verschiedenheit rubra – „microrubra“ ist nach wie vor „störend“ bzw. nicht richtig erklärlich.Entscheidend dazu ist auch dass wir die schon oft berichtete genetische Verschiedenheit der Mikrogynen von den Makrogynen in der gleichen Population und in den gleichen Nestern für unsere Population bestätigen konnten (Grafik 1)
Polygynie als Ausgangspunkt der Evolution der Sozialparasiten habe ich ja in mehreren Arbeiten postuliert, s. MN 2009 und darin zitierte Veröffentlichungen. Natürlich habe ich auch diese Möglichkeit für die Mikrogynen von M. rubra in Erwägung gezogen.Intraspezifischer Sozialparastismus ist keine Worthülse ohne Definition: Wir verstehen darunter parasitische Populationen von polygynen Arten welche von ihrer Wirtspopulation in derselben Kolonie reproduktiv isoliert sind. Solche Populationen stellen vermutlich die Vorläufer von Sozialparasitischen Arten dar, denn diese sind ja bekanntlich oft mit ihren Wirten nahe verwandt. Genau einen solchen Ûbergang von ursprünglich nicht parasitischen Mikrogynen zu einer sozialparasitischen Art schlagen wir in unserer Arbeit für M. rubra vor.
Demgegenüber erstaunt besonders das Verbreitungsbild von M. microrubra im Vergleich zu anderen, sicheren Inquilinen. Solche finden sich nach allen Erfahrungen des Verfassers fast immer nur in Bereichen mit genügend hoher Populationsdichte ihrer Wirtsart. Dazwischenliegende Populationen der Selbständigen Art mit geringerer Dichte sind frei von den Parasiten….
- Das Buch kenne ich in der Tat nicht. Würde darin aber auch keine Definition für (intraspezifischen) Sozialparasitismus erwarten. Aber meine Kritik richtet sich ja ganz allgemein gegen die unterschiedlichen Definitionen für ein- und denselben Begriff. Wie gesagt: Jeder hat das Recht, Fachbegriffe nach eigenem Geschmack und Bedarf zu deuten. Für Klarheit sorgt das leider nicht.Die von uns verwendete Definition von (intraspezifischem) Sozialparasitismus ist nicht neu, sondern geht auf die Referenz: Nash D. R. & Boomsma J. J. 2008. Communication between hosts and Social Parasites. In Sociobiology of Communication: an Interdisciplinary Perspective (P. d’Ettorre & D. Hughes, eds.), chap. 4, pp 55-79. Oxford University Press, London. 346 p. zurück, welche an entsprechender Stelle zitiert wurde.
Es wird in der Folge erklärt! > „… scheint auch [i]M. microrubra ausgesprochen selten, zerstreut und lokal eng begrenzt auf kleinste Räume vorzukommen, dies aber obwohl ihre Wirtsart M. rubra eine der häufigsten und in dichten Populationen weitestverbreiteten Ameisen Mitteleuropas ist!“<[/i] Das ist wohl ungeschickt ausgedrückt: Die microrubra-Vorkommen sind oft innerhalb großer, dichter Wirtspopulationen, ohne sich darin auszubreiten. - Für mich „störend“ ist ferner der Eindruck, dass „microrubra“ an einigen Stellen, die ich kenne und gelegentlich besuche, mal leicht zu finden ist, dann wieder über Jahre „fehlt“, und evtl. dann wieder da ist. – Bei den sonst von mir untersuchten (vielen!) Sozialparasiten kann ich mich darauf verlassen, dass ich an einem Fundort jederzeit wieder neues Material holen kann (falls nicht das Habitat gründlich verändert wurde).Demgegenüber erstaunt besonders das Verbreitungsbild von M. microrubra im Vergleich zu anderen, sicheren Inquilinen. Solche finden sich nach allen Erfahrungen des Verfassers fast immer nur in Bereichen mit genügend hoher Populationsdichte ihrer Wirtsart. Dazwischenliegende Populationen der Selbständigen Art mit geringerer Dichte sind frei von den Parasiten….
Ich gebe zu bedenken, dass durch eine „Krankheit“ im weitesten Sinn betroffene Individuen durchaus für „gesunde“ Koloniemitglieder eine Belastung sein können. Ob man solche Individuen/-gruppen als Parasiten auffasst, ist wiederum eine Angelegenheit der Interpretation resp. Definition. Mit „Erkrankung“ meine ich sowohl Genetische „Entgleisungen“, als auch durch Endoparasiten, Bakterien, Viren etc. ausgelöste verringerte Fitness, die hier durch Leistungen der „Wirte“ ausgeglichen werden kann. Nach Wolbachia hat wohl noch niemand bei microrubra gesucht? Es gibt Viren, die bei Waldameisen für die Entstehung der „Pseudogynen“ = „Sekretergaten“ verantwortlich gemacht werden. Gibt es andere, bisher unbekannte Erreger? – Wir wissen viel zu wenig darüber!Die Anwesenheit von entflügelten Mikrogynen hat die betroffenen, mit Makrogynen gemischten Nester geschwächt. Die Mikrogynen lebten also auf Kosten dieser nicht mit ihnen verwandten Makrogynen-Völker (was sie zu Parasiten macht)…
Was mir in meinem Material auffiel, war auch ein merklicher Polymorphismus unter den Mikrogynen: Manche waren sehr klein und sogar intermorph (zwischen Arbeiterin und Gyne), gelegentlich mit nur einem Flügelpaar und reduziertem Thorax-Skelett. Auch das nicht seltene Auftreten von (scheinbar) normalen Arbeiterinnen mit drei voll entwickelten Ocellen gibt mir zu denken; siehe:„Was die reinen Mikrogynen-Kolonien angeht haben wir darauf hingewiesen dass zu unserer Überraschung einige dieser Nester in Abwesenheit von Wirten normale Mengen von Arbeiterinnen produziert haben.“
Zurück zu Wissenschaft und Medien
Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 38 Gäste