Der Geruchssinn der Ameisen ist noch ausgeprägter als bisher gedacht: Sie können beinahe alle Arten von Kohlenwasserstoffen erkennen, die auf dem Außenskelett von Artgenossen zu finden sind. An diesem Bouquet können sie sowohl Tiere aus der eigenen als auch die aus einer fremden Kolonie erkennen.
Forscher der Universität Helsinki berichten im Fachblatt "Evolution", dass sie Grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca) dabei beobachtet haben, wie sie ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Gesundheit anpassten. Diese von Skandinavien bis in den Alpenraum verbreiteten Tiere, die zu den Waldameisen zählen, können vom pathogenen Pilz Beauveria bassiana infiziert werden. Geschieht dies, greifen die Ameisen verstärkt zu Nahrung, die Wasserstoffperoxid enthält.
Um dem Staat vorzugaukeln, dass Nestbewohner angegriffen und getötet wurden, entfernten die Forscher einzelne Ameisen von verschiedenen Stellen der Kolonie. Ließen sie Späherameisen verschwinden, die am Rande der Kolonie umherkrabbelten, zogen sich nach kurzer Zeit alle Tiere ins Innere des Nests zurück.
Entfernten die Forscher dagegen Ameisen aus dem Zentrum, löste das die höchste Alarmstufe aus. Die gesamte Kolonie floh und suchte sich anderswo eine neue Bleibe.
Die Wissenschaftler sehen in diesem Verhalten Parallelen zur Reaktion von Tieren oder Menschen auf Verletzungen, die ebenfalls unterschiedlich ausfalle, je nachdem, welcher Teil des Körpers betroffen ist. Der Verlust von Ameisen aus der Peripherie der Kolonie entspreche dabei in etwa einer Situation, in der sich ein Mensch die Hand an einer heißen Herdplatte verbrennt.
Charakteristisch für einen Superorganismus ist, dass er Leistungen vollbringt, zu denen ein einzelnes seiner Mitglieder nie im Stande wäre und Lösungen für komplexe Probleme findet.
Ameisen mit "verbundenen" Augen
Um dies nachzuweisen, verschlossen die Wissenschaftler die Augen einiger Ameisen mit winzigen Augenklappen. "Während diese Insekten unter dem Körper des Nestgenossen reisten, konnten sie also weder Informationen für ihren Schrittzähler noch Bewegtbilder abspeichern. Und siehe da: Einmal vom Träger getrennt, waren die Ameisen auf dem Heimweg völlig orientierungslos", berichtet Wittlinger. Seine Kollegin Sarah Pfeffer resümiert: "Offenbar ist der optische Fluss eine eigenständige Orientierungshilfe, welche die Ameisen nutzen können – beispielsweise beim Getragenwerden". Dabei scheint es die getragenen Insekten nicht zu stören, dass sie Bewegtbilder in der Trageposition verkehrt herum wahrnehmen", so die Biologin.
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