Ein Nachruf auf Ed Wilson von seinem Mitautor Bert HölldoblerBert Hölldobler: OBITUARY 10 January 2022 Edward O. Wilson (1929–2021) - Naturalist, conservationist and synthesizer who founded sociobiology.
Der sehr lesenswerte Nachruf in der Zeitschrift Nature ist
hier online.
Bert Hölldobler hat ja über viele Jahre mit Wilson zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie einige Bücher veröffentlicht, darunter die „Ameisenbibel“
The Ants von 1990.
Nicht immer waren sie einer Meinung, worüber man auch gelegentlich etwas lesen konnte. Im letzten Abschnitt des Nachrufs bringt Bert das auf humorvolle Weise zur Sprache:
Ed was not a team builder. He preferred to work alone, although in a few cases he found colleagues who complemented his abilities. He thrived on controversy. In the past two decades,
he had rejected the theory of inclusive fitness — the idea that the reproductive success of an individual increases when it helps to raise the offspring of its close relatives — that he once propagated.
This led to heated debates, and I opposed some of his views. When we reached a compromise and submitted the manuscript of our book The Superorganism (2009), Ed’s concluding remark was:
“Bert, there is one thing we agree on 100%. That is: my co-author is wrong.” One could disagree with Ed over scientific issues and remain good friends.
["Ed war kein Teambuilder. Er arbeitete lieber alleine, obwohl er in einigen Fällen Kollegen fand, die seine Fähigkeiten ergänzten. Er lebte von Kontroversen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten
hatte er die von ihm propagierte Theorie der inklusiven Fitness verworfen – die Idee, dass der Fortpflanzungserfolg eines Individuums steigt, wenn es hilft, die Nachkommen seiner nahen Verwandten aufzuziehen.
Dies führte zu hitzigen Debatten, und ich widersprach einigen seiner Ansichten. Als wir einen Kompromiss erzielten und das Manuskript unseres Buches
The Superorganism (2009) einreichten, lautete
Eds abschließende Bemerkung:
„Bert, in einer Sache sind wir uns zu 100 % einig, nämlich darin: Mein Co-Autor liegt falsch.“ Man konnte mit Ed über wissenschaftlichen Fragen uneins sein und trotzdem gut befreundet bleiben."]
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Diese Einstellung könnte doch ein Vorbild für uns alle sein, nicht nur in wissenschaftlichen Fragen!MfG,
Merkur