Abschied im Jahre 2021

Die Amazonenameise Polyergus rufescens hat heuer witterungsbedingt 1-2 Wochen später mit den Raubzügen begonnen. Zuletzt haben wir 1 Woche wegen kühlen Wetters "verloren", gestern war wieder der erste durchgehend schöne Tag. Die Raubzüge der Amazonen enden bei uns in den ersten Septembertagen, den spätesten Zug habe ich vor Jahren an einem 07.09. beobachtet. Nach der Wettervorhersage bleiben noch ein paar Tage, dann ist Schluss für 2021, die Amazonen ziehen sich in tiefere Regionen der Nester zurück und bereiten sich auf die Winterruhe vor.
Gestern hatte es nachmittags etwa 23-24°C, das ist jene Temperaturschwelle, die für die Planung und Durchführung von Raubzügen notwendig erscheint. Das Nest befindet sich am Rand eines west-ost-gerichteten Güterweges am Waldrand in etwa 570 m Höhe und weist eine sehr gute Besonnung auf. Tatsächlich, um 16:20 (Sonnenzeit 15:20) begann der Raubzug.
Es fiel sofort auf, dass die Marschordnung relativ ungeordnet verlief, mit einer Breite von etwa 0,50 m; normalerweise gibt es eine ziemlich geschlossene Marschordnung mit etwa 10-20 cm Breite. Die Anzahl der Räuber war überschaubar, es wurde sicher nicht das ganze Potential ausgeschöpft. Nach 7 m war plötzlich Schluss, die Spur zum Zielnest ging offenbar verloren. Erst nach 11 Minuten gelang es einigen Pfadfindern die Spur wieder aufzunehmen und dies an die inzwischen weit verbreitete Schar auf chemischem Wege mitzuteilen. Nach weiteren 2 m wurde das Zielnest (Formica fusca) erreicht. Diese Ameisenart lässt sich immer wieder überraschen, sodass die eindringenden Amazonen ihr Sekret aus der Mandibeldrüse im Nestinneren freisetzen können um die Verteidiger in Panik zu versetzen. Bei Formica rufibarbis gelingt das oft kaum, weil diese aggressiven Nestverteidiger die ersten Amazonen schon auf dem Nest „abfangen“ und sehr rasch rekrutieren; die Folgen sind dann auch Kämpfte zwischen Angreifern und Verteidigern, die zahlreiche Opfer auf beiden Seiten zur Folge haben können. Aber auch stärkere Populationen von F. fusca beginnen sich im Laufe des Überfalls zu wehren.
Den Verfall der Aktivitäten der Amazonen habe ich in den letzten Jahren um diese Jahreszeit schon einige Male feststellen können. Was sind aber die Ursachen für die „schlampige“ Organisation der Spurlegung zum Zielnest, die lange Suche nach der weiterführenden Spur, die mangelhafte Rekrutierung der eigenen Truppe, den fehlenden Zusammenhalt der für Polyergus typisch ausgeprägten Marschkolonne?
Hierzu gibt es meines Wissens keine Literaturstelle. Man kann nur Mutmaßungen anstellen: Sind die Amazonen, die Pfadfinder und Spurenleger um diese Zeit ausgelaugt, alt oder teilweise gestorben?
Gibt die Entwicklung der eigenen Brut Anlass an geringer werdende Beute zu „denken"? Formica-Nester überwintern ohne Brut. Nimmt die Bodentemperatur (und Lufttemperatur) ab und deutet den Amazonen an, dass das Ende der Aktivität naht? Ich weiß nicht, ob darauf jemand eine plausible Antwort weiß.Tatsache ist jedenfalls, dass in den meisten Serviformica-Nestern noch einiges an Brut vorhanden wäre.
Gestern hatte es nachmittags etwa 23-24°C, das ist jene Temperaturschwelle, die für die Planung und Durchführung von Raubzügen notwendig erscheint. Das Nest befindet sich am Rand eines west-ost-gerichteten Güterweges am Waldrand in etwa 570 m Höhe und weist eine sehr gute Besonnung auf. Tatsächlich, um 16:20 (Sonnenzeit 15:20) begann der Raubzug.
Es fiel sofort auf, dass die Marschordnung relativ ungeordnet verlief, mit einer Breite von etwa 0,50 m; normalerweise gibt es eine ziemlich geschlossene Marschordnung mit etwa 10-20 cm Breite. Die Anzahl der Räuber war überschaubar, es wurde sicher nicht das ganze Potential ausgeschöpft. Nach 7 m war plötzlich Schluss, die Spur zum Zielnest ging offenbar verloren. Erst nach 11 Minuten gelang es einigen Pfadfindern die Spur wieder aufzunehmen und dies an die inzwischen weit verbreitete Schar auf chemischem Wege mitzuteilen. Nach weiteren 2 m wurde das Zielnest (Formica fusca) erreicht. Diese Ameisenart lässt sich immer wieder überraschen, sodass die eindringenden Amazonen ihr Sekret aus der Mandibeldrüse im Nestinneren freisetzen können um die Verteidiger in Panik zu versetzen. Bei Formica rufibarbis gelingt das oft kaum, weil diese aggressiven Nestverteidiger die ersten Amazonen schon auf dem Nest „abfangen“ und sehr rasch rekrutieren; die Folgen sind dann auch Kämpfte zwischen Angreifern und Verteidigern, die zahlreiche Opfer auf beiden Seiten zur Folge haben können. Aber auch stärkere Populationen von F. fusca beginnen sich im Laufe des Überfalls zu wehren.
Den Verfall der Aktivitäten der Amazonen habe ich in den letzten Jahren um diese Jahreszeit schon einige Male feststellen können. Was sind aber die Ursachen für die „schlampige“ Organisation der Spurlegung zum Zielnest, die lange Suche nach der weiterführenden Spur, die mangelhafte Rekrutierung der eigenen Truppe, den fehlenden Zusammenhalt der für Polyergus typisch ausgeprägten Marschkolonne?
Hierzu gibt es meines Wissens keine Literaturstelle. Man kann nur Mutmaßungen anstellen: Sind die Amazonen, die Pfadfinder und Spurenleger um diese Zeit ausgelaugt, alt oder teilweise gestorben?
Gibt die Entwicklung der eigenen Brut Anlass an geringer werdende Beute zu „denken"? Formica-Nester überwintern ohne Brut. Nimmt die Bodentemperatur (und Lufttemperatur) ab und deutet den Amazonen an, dass das Ende der Aktivität naht? Ich weiß nicht, ob darauf jemand eine plausible Antwort weiß.Tatsache ist jedenfalls, dass in den meisten Serviformica-Nestern noch einiges an Brut vorhanden wäre.