An erster Stelle ein großes Dankeschön in die Runde. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich doch so viele von Euch zu Wort melden und dann auch noch so umfangreich. Vielen Dank für diese Unterstützung!!
Merkur hat geschrieben:Der Befall scheint nach Deinen Bildern meines Erachtens noch lange nicht wirklich schlimm! Im Freiland findet man Kolonien mit so ein paar angehefteten Deutonymphen recht häufig.
Im AWiki sind extreme Befallsdichten bei Messor abgebildet, die hast Du ja gesehen.
Schön das zu hören. Vielleicht gibt es dann doch noch Hoffnung. Die Bilder im Ameisenwiki habe ich gesehen, schlimmer geht es wohl nicht, echt gruselig.
Merkur hat geschrieben:In dem Antstore-thread ist der allerletzte Satz eigentlich der wichtigste!
Ja, so hatte ich das auch verstanden. Auch wenn da von Geduld bei der Ameisenhaltung geschrieben wird, die Mühe mehr als 350

mechanisch milbenfrei zu bekommen werde ich mir ganz sicher nicht machen.
Reber hat geschrieben:Ich würde mich aber freuen, wenn du die Kolonie nicht abtötest, sondern allenfalls versuchst die Milben zu bekämpfen. Milben tauchen ja leider sehr oft auf in der Ameisenhaltung. Leider gibt es nur wenige Berichte über eine erfolgreiche Behandlung.
Erfolgreich waren u.a. Raubmilben. Hier wäre es interessant zu erfahern, ob und unter welchen Bedingungen der Einsatz dieser Prädatoren funktioniert bzw. ob die erfolgreiche Bekämpfung zufällig war oder ob die Tiere tatsächlich eine zuverlässige Alternative darstellen.
Raubmilben verschiedener Art werden ja mitlerweile auch im Handel als "Nützlinge" zum Einsatz gegen Milben an Zierpflanzen, Gemüse u.s.w. angeboten. In einem geschützten Formicarium spricht eigentlich wenig gegen einen Einsatz der Tiere.
Irgendwo sehe ich es schon ein, die Kolonie abzutöten ist wirklich der einfachste Ausweg. So in der Art "fire and forget"

. Heute mittag war ich auch erstmal bedient. Ich hatte auf meinen Fotos stets Ausschau nach Milben gehalten, das plötzlich ein Befall da ist hat mich auf dem falschen Fuß erwischt.
FooFighter hat auch schon die Raubmilben vorgeschlagen, ich werde mich weiter informieren.
Merkur hat geschrieben:Raubmilben gibt es kommerziell nur für die Bekämpfung von Milben, die an Pflanzen saugen. Das ist etwas ganz Anderes als die Ektoparasiten von Insekten.
Das hört sich dann wiederum nicht so gut an. Ich fasse es erstmal so auf, dass Raubmilben zumindest sehr umstritten sind, und bei der unglaublichen Vielzahl an Milben-Sorten ist es wohl eher ein Glücksspiel, ob die Raubmilben wirklich den Befall dezimieren. Ein Glücksspiel bei dem man auch verlieren könnte, wenn die Raubmilben z.B. nach getaner Arbeit zahlreich vorhanden sind und an die Ameisen oder die Brut gehen.
Merkur hat geschrieben:*) Zum Ytong: Ich habe viel im Freiland gearbeitet bzw. Studierenden auf Exkursionen Ameisen und anderes Getier gezeigt. Auf alten, überwachsenen wilden Müllkippen findet man so Manches, auch weggeworfene Ytong-Bruchstücke. NIEMALS fand ich Ameisen unter oder in Ytong, auch wenn der viele Jahre am Ort lag und von Moos überzogen war!
Da ich auch desöfteren mal unterwegs bin und Ameisen suche, kann ich diese Erfahrungen nur bestätigen. Inzwischen schaue ich oft noch nicht einmal unter Ytong-Steine, weil vermutlich mein Unterbewusstsein mir schon sagt, dass dort höchstens ein paar Ohrwürmer ihr Lager haben.
Das ein gut befeuchteter Ytong mit seinen vielen Poren eine Brutstätte für Milben ist, das ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Ironischerweise hatte ich vorgehabt, den Ytong gar nicht mehr zu befeuchten, ausser in der Winterruhe. Ab und zu habe ich mich dann doch dazu hin reissen lassen, damit die Ameisen immer genug Wasser haben. Dabei scheinen die
Serviformica es trocken zu mögen.
Colophonius hat geschrieben:Tatsache ist auch, dass es unzählige Halter gibt, die über viele Jahre erfolgreich ihre Kolonien in eben diesen "verflixten YTONG-Nestern" halten. Tatsache ist auch, dass YTONG ein einfach zu bearbeitendes Material ist, was den Ameisen so nicht zu schaden scheint. Tatsache ist auch, dass sich auf den Müllhalden wohl kaum an die Art angepasste Nester befinden. Tatsache ist auch, dass dort wohl kaum ein Halter die Ameisen entsprechend versorgt. Tatsache ist auch, dass YTONG ziemlich günstig und gut zu bearbeiten ist. Tatsache ist auch, dass er in der Haltung teilweise sogar Erdnester* schlägt.
Man kann echt vieles verteufeln, aber gerade der YTONG ist wohl eine der größten Errungenschaften in der nicht wissenschaftlichen Ameisenhaltung.
Dem würde ich weitesgehend zustimmen. Die Situation in der Haltung unterscheidet sich nunmal von der Situation in der Natur. Das andere Steinsorten in der Natur bevorzugt werden, macht sie nur aus diesem Grund noch lange nicht attraktiv für die Haltung. Abgesehen von Stein wäre auch Holz bei
Serviformica vlt eine Überlegung wert? Ich habe sie schon oft in am Boden liegenden Ästen gefunden, auch wenn wohl meist ein Erdteil darunter vorhanden ist.
Merkur hat geschrieben:Ein Formikarium, am besten eine „Farm“ mit lehmigem Sand, halte ich für sehr viel besser!
Wenn die Farm innen nicht weiter als 12-15 mm ist, sind auch genügend Einblicke in Kammern und Gänge möglich.
Die Farm sollte sparsam bewässert werden. Trockenheit ist der Feind der Milben. Wasser muss natürlich in der per Schlauch angeschlossenen, trockenen Arena verfügbar sein (Tränke).
Alternativ wäre allenfalls ein Gipsformikar denkbar, gut (blasenfrei!) gegossen, und ebenfalls sparsam bewässert.
Und dann erst mal abwarten, wie sich der Befall weiter entwickelt! Es kann gut sein, dass er „von alleine“ verschwindet.
Ich glaube Ihnen bei Ihrer Erfahrung auf dem Gebiet gerne, dass eine Farm die beste Möglichkeit in meinem speziellen Fall ist. Um es mal krass auszudrücken, ich würde eher gar keine Ameisen halten, als dass ich sie in (Erd-) Farmen halten würde. Für mein persönliches Empfinden ist ein Nest mit gutem Einblick eine Grundvorraussetzung für die Ameisenhaltung, speziell bei einheimischen Arten. Ich beobachte einheimische Arten schon seit langer Zeit in der freien Wildbahn. Für mich ist speziell das interessant, was sich in den Nestern abspielt.
Ein Gipsformikar kann ich mir schon eher vorstellen. Da ist dann die Frage, nur eine Gips-Arena oder eine Gips-Arena mit Kammern etc, also Nest und Arena in einem Behälter.
Colophonius hat geschrieben:Ich würde dir auch stark von einer Farm abraten. Milben treten vor allem dann auf, wenn das Becken feucht ist. Wie es bei einer Farm der Fall ist. Darüber hinaus braucht man einiges an Mut, um eine befallene Kolonie in ein Nest zu lassen, in dem man sie potenziell nicht sehen kann. Damit hilfst du dir nicht. Ich würde an deiner Stelle den YTONG austrocknen lassen und nur noch Wasser über eine Tränke anbieten.
Das Austrocknen des Ytong ist wohl erstmal der richtige Schritt. Obwohl ich gelegentlich befeuchtet hatte, gab es in dieser kurzen Saison schon Zeiten, in denen der Ytong tagelang staubtrocken war. Daher rechne ich leider nicht damit, dass diese Maßnahme alleine hilfreich ist.
So oder so, die sorgenfreie Haltung der Kolonie ist jetzt erstmal Geschichte. Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen, und man wird sehen was im Drehbuch steht.
Mein erster Ansatz wird es sein eine simple Gipsarena her zu richten. Dann werden die Ameisen aus dem Glasbecken umgesetzt und das Ytong-Nest wird angeschlossen. Das Nest wird ab sofort nicht mehr befeuchtet und Wasser wird nur noch in einer Tränke bereit gestellt. Es werden nur noch eingefrorene bzw. überbrühte Futtertiere angeboten, einen Vorrat an Schokoschaben habe ich ja in der Tiefkühltruhe da sehe ich keine Probleme.
Was ich übrigens ursprünglich in den Bericht schreiben wollte: Die Kolonie braucht trotz mehrerer hundert Arbeiterinnen scheinbar nur eine Mini-Arena. Es fouragieren nur vereinzelte Arbeiterinnen, wenn sie Futter finden rekrutieren sie schnell und zielgerichtet eine große Anzahl Helferinnen und ebenso schnell ist das Spektakel wieder vorbei. Von einigen anderen Arten kenne ich es eher so, dass die Arena stets durchkämmt wird, vlt auch um Territorial-Ansprüche zu stellen. Das ist bei dieser Kolonie nicht der Fall, sie sind absolut genügsam.