Ameisenportal.eu - Das Ameisenforum für Ameisenhaltung, Beobachtung und Wissen

Hallo zusammen

Es war einmal eine eine kleine Ameisenjungkönigin in der Schweiz unterwegs als sie plötzlich von mir überrascht wurde und in einem Reagenzglas landete.

Nach anfänglichen Irritationen wegen/über ihre starke physogastrigkeit (gibt es dieses Adjektiv?) haben 'wir' sie vorläufig als Tapinoma sp. deklariert.

Hier nachzulesen: http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=18&t=453

Folgende Fragen sind zu klären, teils wurden sie im Bestimmungsthreat aufgeworfen:

1. Ist es wirklich Tapinoma sp. und wenn ja welche?
Also Tapinoma scheint mir mittlerweilen ziemlich gesichert. Gerne liefere ich dann zu einem späteren Zeitpunkt noch Fotos welche vielleicht für eine endgültige Sicherheit ausreichen.
Die sp. wird wohl dann eher schwieriger zu bestimmen sein. Doch was wäre unser Hobby ohne Herausforderungen und Mysterien.

2. Wird die noch junge Kolonie überleben können?
Das werden wir hier im Threat zusammen herausfinden. Auf jeden Fall werde ich eine allfällige Todesnachricht hier vermerken, ich möchte keinen unabgeschlossenen Haltungsbericht wie man sie oft sieht. Fehler können geschehen, gut ist wenn andere daraus lernen. Ausserdem ist es ja nicht gesagt dass zwangsläufig ein Fehler zum Tode unserer Tierchen führen muss.

3. Ist die Königin von einem riesigen Parasiten befallen?
Merkur hat im Bestimmungsthreat aufgeworfen, dass eine Nematode (parasitärer Fadenwurm) für die dicke Gaster (warum muss dieses Wort feminin sei???) verantwortlich sein könnte. Ich bin skeptisch was dies betrifft, da die Gyne nun sehr viel schlanker ist, aber wir behalten es im Hinterkopf.

4. Wie lange werde ich an meinem Haltungsbericht weiterschreiben?
Das wird sich auch zeigen. Aber auch in diesem Fall werde ich euch informieren.


Die Updates werden nicht sehr oft kommen, ich habe schon zu viele Ameisen gehalten um jede Fütterung zu kommentieren. Interessante Neuigkeiten teile ich aber immer mit. Wenn mir das hier Spass macht werde ich vielleicht für die eine oder andere Art die ich ebenfalls halte auch einen Bericht verfassen.

Ach ja ich bin Schweizer und bitte daher um Nachsicht bei der Rechtschreibung.

Diskussionsthreat befindet sich hier: http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=47&t=615

Also nun zu meinen Tapinoma's

Ich war mit einem Freund in Haldenstein unterwegs um nach Gynen ausschau zu halten.
Eigentlich haben wir nur seine Verlobte und deren Freundin beim Klettern begleitet was wir aber wegen dem verletzten Fusses meines Freundes selbst nicht tun konnten.
Kurz vor der Abreise ist mir dann doch noch eine Gyne ins Netz gegangen.

Fundort: Schweiz/Graubünden/Haldenstein (ca. 550 müM)
Funddatum: 21.05.2014 16:00
Habitat: Waldrand auf Rundholzlager (Einzelne ungeflügelte Gyne ohne entsprechendes Nest (bzw. hab es vielleicht auch einfach nicht gefunden))
Grösse: 6.5 mm


Anfangs hatte ich befürchtet es handelt sich um eine sozialparasitäre Lasius Art und die Gründung würde somit misslingen. Behandelt wurde sie allerdings wie ich normal Lasius niger und Lasius flavus Gynen behandle. Reagenzglas mit Wassertank und Wattestopfen. Damit dann ab ins Dunkle und nicht mehr anrühren.

21.05.2014: Reagenzglasabfertigung
23:05.2014: Erste Eier gesichtet

01.07.2014

Nach langer Zeit wieder nachgeschaut. 4 Arbeiterinnen und ca. 8 Nacktpuppen + Eier entdeckt.
Die Gyne ist nicht mehr physogastrisch und hat nun grosse Ähnlichkeit mit 'üblichen' Bildern von Tapinoma Gynen . Nur noch geschätzte 5mm gross.

Nachdem ich meine Überraschung überwunden hatte haben sie Honig und eine Lebensmittelmotte bekommen welche sie auch beinahe Augenblicklich angenommen haben.
Ganz ihrem Ruf entsprechend haben sie die Motte auch ohne Probleme näher an den Wassertank gezogen obwohl sie um ein vielfaches grösser ist als die Tapinomas.

Die Lebensmittelmotte stammt aus meine Mehlwurmzucht welche ich nicht mehr ganz frei von Motten bekomme. Solange sie allerdings nur in meinem Krabbelraum vorkommen und nicht überhand nehmen bin ich nicht mal böse. Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht und bin mittlerweilen sehr geschickt im Fangen der Motten mit der Pinzette. Die Motten gehen danach an die kleineren Ameisenkolonien. Meist finde ich täglich 2-3.

26.07.2014

Ich habe das Reagenzglas nun in ein Plastikbehälter mit Deckel überführt 30*20*10
Arbeiter: 10+

Fütterung nach wie vor mit Motten und Honig. Danach Ferien auf den Seychellen

11.08.2014

Zurück aus den Ferien (Leider keine Gyne gefunden welche ich natürlich niemals illegal ausgeführt hätte . Habe dafür Schnappkieferameisen und eigenartige Termiten beobachten können, dazu noch 3-4 andere Arten welche ich nicht direkt näher bestimmen konnte).
Mein Tierchensitter habe ich die Tapinoma nicht füttern lassen, denke 14 Tage packen die mit anständigem Vorrat.

Ich habe die Kleinkolonie wieder mal gründlich unter die Lupe genommen und durchgezählt.

Arbeiter: 16
Naktpuppen: ca. 5
Larven: wenige
Eier: viele


Soviel zum Ersten. Die nächsten Updates werden wahrscheinlich weniger umfangreich und dafür öfters erfolgen.
Anmerkungen und Fragen gerne im Disskussionsthreat: http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=47&t=615&p=4053#p4053

So ich melde mich mal wieder. Verläuft alles sehr unspektakulär. Sie haben es noch auf 24 Arbeiter gebracht vor der Winterruhe. Anfangs November durften sie dann in die wohlverdiente Pause gehen. Zuerst in den Keller und dann ab in den Kühlschrank. Zur Zeit sieht da alles wie gewünscht aus. Die Winterruhe wird noch bis irgendwann im März dauern. Dann sehen wir weiter.

Ich habe leider schlechte Neuigkeiten. Heute bei der Kontrolle der Winterruhe musste ich sehen, dass ausnahmslos alle Arbeiterinnen tot sind. Die Larven (8) und Eier (Paket) sowie die Queen sehen unverändert und meines erachtens in Ordnung aus. Aufgrund der Ereignisse habe ich mich entschlossen sie langsam auszuwintern. Ich habe hier noch eine tote Arbeiterin die ich ablichte sobald ich das nötige Equippment dazu bekomme. Ich kann mir nicht erklären wie dies geschehen konnte. Meine L. niger welche daneben Winterruhe halten haben nur unbedeutende Verluste (5-10 von 300 nach gründlicher Inspektion). Ich schaue auch nur ca. jeden Monat kurz bei denen rein. Wasser im Reagenzglas hat es noch genügend. Keine Anzeichen von hoher Feuchtigkeit, Schimmel oder ähnlichem. Die Temperaturen bewegten sich so zwischen 5 - 15 Grad je nach Aussentemperatur (stehen vor einem offenen Lüftungsrohr im Keller). Ich hatte sie Ende Dezember aus dem Kühlschrank in den Keller verfrachtet nachtdem ich die Bedingungen dort bis dahin getestet hatte.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Queen einen weiteren Anlauf packt... Ich berichte euch dann wieder.

Die Neugründung ist fehlgeschlagen. Sie hat Eier gelegt, diese haben sich aber nicht mehr entwickelt. Heute habe ich die Gyne tot aufgefunden .

Kann geschlossen werden.