Aus dem Labordasein einer „Anfängerameise“
Die Bilder und Informationen stammen aus einer von mir betreuten Diplomarbeit von 1973. Es ging um den Nahrungshaushalt in Sozietäten von Lasius niger. Die Ergebnisse wurden nur teilweise in Veröffentlichungen verwendet.
Damals waren Farbfotos und Abzüge davon noch zu teuer. Die s-w-Bilder sind nicht optimal; auch erschwingliche Kameras waren vor über 40 Jahren noch nicht so gut wie heute. Eingescannt und etwas mit Photoshop verbessert sind sie doch brauchbar, und vor allem die Ergebnisse der damaligen experimentellen Haltung sind nach wie vor gültig.
Hier wurde Anfang Juli 1972 eine physogastrische Königin aus einem Freilandnest mit ca. 60.000 Arbeiterinnen entnommen.
Sie wurde mit nur 10 Arbeiterinnen aus ihrem Volk gehalten.
Nach 2 ½ Stunden hatte sie ca. 150 Eier abgelegt, nach 6 ½ Stunden waren es ca. 200.
Am nächsten Morgen, nach ca. 17 h, waren es rund 500 Eier.
Um Mittag, nach ca. 22 Stunden, waren es rund 700 Eier. Nun ist die Gaster erheblich geschrumpft, denn die nur 10 Arbeiterinnen konnten unmöglich die Mengen an Drüsensekreten nachliefern, die für eine Aufrechterhaltung der hohen Fertilität nötig gewesen wären! – Einen Tag später waren die Eier „verfault“. Ihr Gewicht war 40 mg gewesen, mehr als das Gewicht einer nicht legenden Königin (17 – 25 mg).
In einem Vergleichsversuch hatte eine junge Königin mit erst 100 Arbeiterinnen in 21 Tagen nur halb so viele Eier gelegt wie die physogastrische in einem einzigen Tag!
Man kann solche Ergebnisse zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, wie sinnvoll es ist, eine Königin aus dem Freilandnest mit nur einem Bruchteil ihrer Arbeiterinnen zu halten.
MfG,
Merkur