Hier (2016) und hier (2017) haben wir darüber berichtet.
Nun ist dazu eine ausführliche Veröffentlichung erschienen:
Tomasz Rutkowski, István Maák, Kari Vepsäläinen, Gema Trigos-Peral, Wojciech Stephan, Grzegorz Wojtaszyn, Wojciech Czechowski (2019): Ants trapped for years in an old bunker; survival by cannibalism and eventual escape. / J. Hymenoptera Research 72, 177-184.
(Ameisen in einem alten Bunker gefangen; Überleben dank Kannibalismus, und schließliches Entkommen). Hier, oder in kürzerer Fassung hier.
Abstract aus dem Originalartikel:
Nun hat man also die Sache genauer untersucht, nachgewiesen, dass die Tiere im Bunker zu dem darüber lebenden Volk gehörten und dass sie sich kannibalisch von den eigenen Toten ernährt haben. Vom Nest waren stetig neue Ameisen durch den Lüftungsschacht in die Tiefe gefallen. Sie konnten die Wände hochklettern, fielen dann aber von der waagerechten Decke auf dem Weg zum Lüftungsrohr herunter. Man hat dann im Sept. 2016 „experimentell“ ein 3 m langes Brett hineingestellt, bis in das Lüftungsrohr, und siehe da: Die immer noch hineinfallenden Ameisen fanden den Weg nach oben, zurück in ihr Nest! Vier Monate später gab es kaum noch Ameisen in dem Bunker.Successful evacuation of a peculiar ‘colony’ of the wood ant Formica polyctena Först., for years trapped within an old bunker previously used for storing nuclear weapons (see Czechowski et al. 2016), is reported. Using an experimentally installed boardwalk, the imprisoned ants managed to get through the ventilation pipe to their maternal nest on the top of the bunker. In our previous report, we left open the question of how the ‘colony’ could survive seemingly without food. Here we show that the ‘colony’ in the bunker survived and grew thanks to an influx of workers from the source nest above the bunker and mass consumption of corpses of the imprisoned nestmates.
Ich verstehe, dass der Bunker verschlossen war und nur gelegentlich für die Kontrolle der dort überwinternden Fledermäuse betreten werden konnte. Aus den Artikeln geht allerdings nicht hervor, ob man die durchgerostete Metallplatte unter dem Nest und über der Lüftungsöffnung ersetzt hat, um das Durchfallen der Ameisen ganz zu stoppen. (Aber vielleicht liefert das Stoff für eine weitere Veröffentlichung?

Die Verfasser interpretieren die Beobachtung als einen Hinweis auf die große Anpassungsfähigkeit der Ameisen. Im Frühjahr gibt es bei Waldameisen oft Revierkämpfe zwischen benachbarten Völkern, wobei ebenfalls tote Artgenossen verspeist werden: Eine Proteinquelle in der noch nahrungsarmen Zeit?
Nachtrag im AP 2016:
MfG,Um die „Sekundärliteratur“ richtig deuten zu können, muss man schon die Originalarbeit lesen.
Es handelt sich also um einen Teil eines Bunker-Komplexes mit sehr viel größeren Räumen zur Lagerung von Atomwaffen.
Die Zugänge wurden um 1992 blockiert, doch ließ man Öffnungen für Fledermäuse, die dort überwintern konnten. Auch der Raum mit den Ameisen ist durch zwei Öffnungen in der Wand mit einem größeren Raum verbunden. – Damit konnte er zur Suche nach Fledermäusen betreten werden.
Der Lüftungsschacht in der Decke des fraglichen Raumes hat 40 cm (!) Durchmesser und ist fünf Meter lang. Ursprünglich war er oben mit einer Metallplatte verschlossen, die jedoch durchgerostet ist. Genau darauf haben die Waldameisen (Formica polyctena) einen sehr großen Nesthügel angelegt. So konnten sie direkt aus dem Nest durch den Schacht in den Bunker fallen, sicher immer wieder auch mit Nestmaterial, im Herbst auch Speichertiere, die sich zur Überwinterung in die Nesttiefe zurückzogen.
Dank der im Sommer wie Winter recht konstanten Temperatur nahe 10°C haben die Ameisen eine Weile überlebt, haben etwas Nestbau betrieben, sind aber dann wohl bald verstorben. So wurde ein riesiger „Ameisenfriedhof“ in dem Bunker gefunden, mit geschätzt 2 Millionen Ameisenleichen.
Merkur